Am 5. Juli 2024 fand der diesjährige Eignungstest für medizinische Studiengänge (EMS), auch bekannt als Numerus Clausus, statt. Der EMS stellt eine anspruchsvolle Herausforderung für all jene dar, die den Traum verfolgen, einen Studiengang im medizinischen Bereich zu beginnen.
In diesem Interview sprechen wir mit Sofia, die am EMS 2024 teilgenommen hat und die Schwierigkeiten der Vorbereitung auf diesen Test bestens kennt. Sie teilt ihre Erfahrungen darüber, wie sie diese intensive Zeit bewältigt hat und welche Entscheidungen sie im Nachhinein wieder so treffen würde.
Stelle dich gerne einmal vor. Wie alt bist du und woher kommst du?
Mein Name ist Sofia, bin 19 Jahre alt und wohne in Basel.
Was hat dein Interesse am Zahnmedizinstudium geweckt?
Ich wollte schon als Kind Zahnärztin werden.
Wann hast du mit der Vorbereitung auf den EMS begonnen und welche Ressourcen hast du genutzt?
Ich habe ziemlich früh angefangen, so ca. im Februar intensiv. Zuerst habe ich Second-Hand-Bücher von anderen gekauft, habe aber schnell gemerkt, dass ich dennoch neuere Auflagen brauche, da die älteren entweder zu viele Markierungen hatten oder nicht mehr aktuell waren; daher hier aufpassen bei gebraucht gekauften Lernmaterialien. Ausserdem war ich ziemlich schnell mit den neuen Unterlagen durch, da ich so früh angefangen habe, würde daher evtl. nicht so früh mit intensivem Lernen beginnen oder dann halt mehr Material kaufen. Die neuen Bücher habe ich von den EMS Coaches gekauft.
Wie hast du deinen Lernplan gestaltet und welche Strategien haben dir am meisten geholfen?
Zu Beginn habe ich nicht wirklich einen Lernplan gemacht, weil ich mich noch viel einlesen und alles ein wenig ausprobieren musste. Mit der Zeit merkt man selbst, welche Strategien und welcher Lehrplan für einen notwendig sind, damit man gut vorankommt. Bei mir hat es sich so entwickelt, dass ich jeden bis jeden zweiten Tag etwa eine bis zwei Stunden gelernt habe, sehr selten waren es mehr Stunden. Ich wusste aber von Anfang an, dass ich nicht extrem viel lernen müsste, da ich für das Zahnmedizinstudium einen tieferen Testprozentrang brauchen werde.
Hast du spezielle Techniken oder Strategien in den einzelnen Untertests verwendet?
Ja, bei „Muster zuordnen“ der Kreuzblick. Ich sage mal, das war mein heiliger Retter. Ich habe direkt im Februar angefangen, den Kreuzblick zu lernen. Auf YouTube gibt es gute Videos dazu, und es braucht auch einige Zeit, bis man es hinbekommt. Ich habe drei, vier Tage gebraucht, bis ich verstanden habe, dass ich es hinbekommen habe. Weitere zwei Wochen habe ich gebraucht, bis ich ihn anwenden konnte, und ich sage mal, zwei weitere Monate, bis ich ihn auch wirklich problemlos beherrschen konnte. Was ich aber nie hinbekommen habe: den letzten Bildausschnitt mit dem Kreuzblick zu machen. Das ist aber auch nicht immer nötig, denn sobald die vier ersten Bildausschnitte einen Fehler aufweisen, ist das letzte automatisch korrekt.
Gab es besondere Herausforderungen, die du während der Vorbereitung überwinden musstest?
Ja, die gibt es, glaube ich, bei jedem und ist ganz normal. Ich habe den Anfang der Lernphase am schwierigsten gefunden, da ich das Gefühl hatte, nicht besser zu werden. Der Schlüssel dazu ist, nicht nachzulassen, denn man wird besser werden, wenn man dranbleibt.
Wie hast du deine Motivation aufrechterhalten, besonders in stressigen Zeiten?
Oft war meine Motivation sehr am Rande, aber ich habe immer versucht, mich durchzubeissen. Wenn ich wenig Lust hatte, habe ich die Untertests gemacht, die mir am meisten Spass machten, wie z. B. Muster zuordnen, um den Kreuzblick immer weiter zu verbessern, Schlauchfiguren oder Figuren und Fakten lernen.
Ich habe dieses Jahr auch meine Matura gehabt, weshalb ich öfter mal eine Woche fürs Lernen für den NC ausgelassen habe. Ich sage aber mal so: Solche „Aussetzer“ oder Pausen sind auch mal gut :)
Wie hast du den Testtag erlebt und was hat dir geholfen, ruhig und konzentriert zu bleiben?
Ich war überraschenderweise sehr entspannt (war am Vortag im Sole Uno, um zu entspannen, hilft wirklich :)). Eine gewisse Aufregung gab es dennoch, was auch völlig natürlich ist. Ich bin mit dem Fahrrad zum Testort gefahren, um den Kopf ein wenig zu lüften, also wenn das möglich ist, unbedingt machen :). Wichtig ist, unbedingt aufs WC zu gehen, davor und während des Tests. Die Konzentration sinkt enorm, wenn man auf das WC muss und es ständig im Hinterkopf hat. Ich bin vor dem Test drei Mal gegangen und während der Untertests „Quanti“ und „Tabellen und Diagramme“. Ich habe auch nur das Nötigste dabeigehabt und nicht viel zu essen, mir helfen Walnüsse und Bananen sehr, um mich zu konzentrieren, auch wenn es evtl. nur Placebo ist. Vor dem Konzentrationstest gab es dann noch einen Traubenzucker und dann war’s auch schon fertig.
Gibt es etwas, das du im Nachhinein anders gemacht hättest, um dich besser vorzubereiten?
Ich habe den Konzentrationstest ziemlich vernachlässigt. Ich dachte mir ständig, dass ich den nicht so viel üben muss, da ich ziemlich gut darin bin. Da habe ich mich aber getäuscht, denn ich habe schlussendlich schlechter abgeschnitten, als ich gedacht hatte. Also hier: üben, egal ob man denkt, es bringt nichts.
Welche Tipps und Ratschläge würdest du zukünftigen EMS-Teilnehmenden geben, um sich bestmöglich vorzubereiten?
Auf keinen Fall nachgeben, immer dranbleiben. Ich habe ausserdem nie den ganzen Untertest gelernt. Ich habe die kurzen Untertests immer in der normalen Zeit und mit allen 18 Aufgaben gelöst, die längeren habe ich aber immer verkürzt. Daher habe ich z. B. beim Textverständnis nur zwei Texte statt drei gemacht und dementsprechend auch in 30 Minuten und nicht 45. Dabei muss man aber immer im Kopf behalten, dass es am NC dann nicht so ist.
Dafür würde ich auch ganz viele Simulationen machen; die sind Gold wert. Oft gibt es die auch gratis, man muss nicht immer ungeheuer viel Geld zahlen. Z. B. bietet NC Wiki eine Simulation gratis an, da muss man sich aber schnell anmelden, die sind immer extrem schnell ausgebucht. Bei der Studienberatung werden auch welche durchgeführt. In Basel weiss ich auf jeden Fall, dass sie kostenlos für Bewohnerinnen und Bewohner von Basel sind.
Wie hast du die Zeit nach dem Test verbracht, und wie bist du mit der Wartezeit auf die Ergebnisse umgegangen?
Die Wartezeit ist echt mühsam. Am schlimmsten ist es aber direkt nach dem Test, denn man will die Ergebnisse sofort wissen. Je weiter der Test in der Vergangenheit liegt, desto weniger denkt man daran. Ich war während der Wartezeit viel in den Ferien, um mich abzulenken, und habe auch versucht, nicht daran zu denken. So geht die Wartezeit am schnellsten um. :)
Wie hast du dich gefühlt, als du dein Testergebnis erhalten hast, und welche Pläne hast du nun für die Zukunft?
Ich bin in der EMS Coaches WhatsApp-Gruppe und hier werden viele Infos (und Gerüchte) ausgetauscht. Der Brief wurde dieses Jahr am 31. Juli verschickt und kam am 2. August früh morgens bei mir an. Anscheinend sollte er ja eingeschrieben kommen, bei mir und bei vielen anderen war er nicht eingeschrieben. Dennoch haben ihn einige eingeschrieben erhalten. Grundsätzlich kann man auch im nächsten Jahr damit rechnen, dass er wirklich „Anfang August“ ankommt.
Beim Öffnen war ich sehr nervös, nervöser als am Testtag. Als ich den Brief aufgemacht habe, musste ich zuerst die Antwort im Fliesstext suchen, auf die ich einen Monat gewartet habe. Dann habe ich sie gefunden: dass ich bestanden habe. Ich war und bin sehr glücklich, dass ich den NC beim ersten Versuch geschafft habe und nun im September mit dem Zahnmedizinstudium in Basel beginnen kann. :)