Der Numerus Clausus (NC) oder auch Eignungstest für medizinische Studiengänge (EMS) stellt für viele angehende Medizinstudierende in der Schweiz eine grosse Hürde dar. Dabei ist es besonders schwierig, einen Studienplatz zu erhalten, da die Nachfrage nach einem solchen Studium sehr hoch und die Anzahl der verfügbaren Studienplätze begrenzt ist.
Doch wie fühlt es sich an, den Numerus Clausus (EMS) mit 100% zu bestehen?
In diesem Blog haben wir die Gelegenheit, mit Leandro zu sprechen, der genau das geschafft hat.
Wir werden uns mit ihm über seine Erfahrungen und Strategien austauschen und die Fragen aus der Community stellen. Sollten noch weitere Fragen bestehen, schreibt einen Kommentar und wir werden eure Fragen gerne beantworten.
Möchtet Ihr das Interview lieber hören oder schauen? Dann schaut gerne einmal auf unserem Youtube Kanal oder unterhalb des Interviewtextes vorbei .
Nun geht es los mit dem Interview. Viel Spass!
Was war deine Motivation Medizin zu studieren?
Meine Motivation war ganz klar, diese Herausforderung anzunehmen und etwas Schwieriges zu machen. Für mich ist es wie ein Feuer, das irgendwann entfacht wurde und immer noch brennt. Natürlich helfe ich auch gerne anderen Menschen, was im ärztlichen Alltag sicherlich nicht zu kurz kommt.
100% im EMS – Nur Talent oder erlernbar?
Hard work beats talent! Man muss kein Genie sein, und die Stereotypen passen überhaupt nicht! Der EMS ist sehr gut trainierbar, und meine Erfahrungen und Resultate bestätigen dies ganz klar. Was man braucht, ist Wille und Disziplin, mehr nicht.
Wie bist du an den Numerus Clausus herangegangen?
Ich habe den EMS zweimal geschrieben. Beim ersten Mal hatte ich noch das Mindset aus meiner Schulzeit, das mich daran hinderte, viel für den EMS zu tun. Ich dachte, dass es einfach so klappen würde, weil bis dahin ja alles gut gelaufen war. Zum Glück war dem nicht so, und ich konnte aus meinen Fehlern lernen und mich weiterentwickeln. Bei meinem zweiten Versuch hatte ich mehr Zeit, einen besseren Plan und das richtige Mindset. Mein Erfolg war bereits ab dem ersten Lerntag vorprogrammiert.
Wann hast du angefangen zu lernen?
Ich habe ungefähr 13 Wochen vor dem EMS begonnen zu lernen. Dies soll jedoch keine Empfehlung sein. Quantitat ist nicht gleich Qualität!
Wie sah eine Lernwoche bei dir aus?
Ich hatte für diese 13 Wochen mehr oder weniger jede Woche den gleichen Plan. Von Montag bis Freitag habe ich pro Tag 4-5 Untertests gelost, also quasi die Hälfte des EMS. In den letzten acht Wochen habe ich dann zusätzlich jedes Wochenende eine Komplettsimulation durchgeführt. Beim zweiten Versuch habe ich Vollzeit darauf gelernt und etwa 25 Stunden pro Woche investiert.
Wie soll man sich auf den Test vorbereiten, wenn einem nicht viel Zeit zur Verfügung steht?
Zeit hat man immer, nur die Prioritäten sind oft falsch gesetzt. Man findet immer Zeit, wenn man es wirklich will. Analysiere mal deinen Tag: Wie viel Zeit vergeudest du mit deinem Handy? Wie effizient bist du über den Tag verteilt? Wo könntest du Zeit sparen, um sie stattdessen in den EMS zu investieren? Es ist wirklich wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein, denn nur du selbst kannst die Kontrolle haben!
Wie sah ein Lerntag bei dir aus?
Ich stand auf, nahm mein Frühstuck ein und loste anschliessend direkt die Untertests, die ich für diesen Tag geplant hatte. Danach folgte die Nachbereitung, die teilweise viel Zeit in Anspruch nahm. Kurz vor Mittag loste ich gerne noch Aufgaben aus medizinischen Büchern, um mein Wissen zu festigen und zu erweitern. Am Nachmittag las ich gerne Bücher und sammelte so viele Informationen wie möglich zum EMS. Ausserdem wiederholte ich falsch geloste Aufgaben aus dem Vortag. Danach ging ich immer gerne zum Sport, um den Stress abzubauen.
Hast du alleine gelernt?
Ja, das habe ich. Ich brauche nicht unbedingt andere Personen um mich herum, um motiviert zu bleiben oder besser zu lernen.
Wie hast du deinen Fortschritt gemessen?
Den Fortschritt habe ich anhand meiner Excel-Tabelle beobachtet. Darin konnte ich wöchentlich alle Punktzahlen eintragen und mit den vorherigen Wochen vergleichen. Dadurch hatte ich die Kontrolle über meine Fähigkeiten und konnte dort ansetzen, wo noch Verbesserungspotenzial bestand.
Sollte man seine Aufgaben nacharbeiten?
Unbedingt! Viele lernen nur „passiv“ und schauen sich ihre Fehler gar nicht mehr an. Wie soll man jedoch aus Fehlern lernen, wenn einem der Fehler nicht einmal bekannt ist und verstanden wurde? Andernfalls wird man definitiv den gleichen Fehler noch einmal machen.
Hast du Simulationen gemacht?
Simulationen sind das Wichtigste in der Vorbereitung. In den letzten acht Wochen habe ich jede Woche eine Simulation durchgeführt. Du wirst nur besser im Basketball, wenn du auch tatsächlich Basketball spielst. Löse daher so viele Simulationen wie möglich!
Was war deine grösste Herausforderung?
Die grösste Herausforderung bestand darin, konstant dranzubleiben. In der Mitte meiner Lernphase hatte ich teilweise schwierige Momente, in denen ich ein Plateau erreichte und keinen weiteren Fortschritt sah. Es ist wichtig, in solchen Momenten nicht zu vergessen, warum man tut, was man tut. Ich konnte mich jedoch ziemlich schnell immer wieder aufraffen und trotzdem noch kleine, aber bedeutende Fortschritte erzielen. Jeder Schritt bringt dich näher an dein Ziel.
Welcher Untertest fiel dir am schwersten?
Ich hatte keinen Untertest, der mir wirklich „schwer“ fiel. Jeder hat Stärken und Schwächen, und ich habe meine Schwächen in Stärken umgewandelt. Die Motivation ist jedoch ein anderes Thema, da hatte ich definitiv Probleme mit «Quantitative und formale Probleme», sowie «Diagramme und Tabellen».
100% im EMS – Nur Talent oder erlernbar?
Hard work beats talent! Man muss kein Genie sein, und die Stereotypen passen überhaupt nicht! Der EMS ist sehr gut trainierbar, und meine Erfahrungen und Resultate bestätigen dies ganz klar. Was man braucht, ist Wille und Disziplin, mehr nicht.
Wie sollte man mit seinen Schwächen umgehen?
Versuche, deine Schwächen in Stärken umzuwandeln! Es erfordert harte Arbeit, und der Aufwand steht nicht immer im Verhältnis zum Ergebnis. Bleib dennoch dran und versuche das Beste daraus zu machen.
Wie war dein Testtag?
Bei meinem ersten Versuch fühlte ich mich bereit, war es aber definitiv nicht. Schon beim ersten Untertest geriet ich komplett aus dem Konzept und konnte kaum Punkte erzielen. Ich war überfordert und versuchte dennoch, das Beste daraus zu machen. Am Ende scheiterte ich verdientermassen.
Beim zweiten Anlauf war ich jedoch besser vorbereitet und wirklich bereit. Mein Körper wusste von A bis Z, was nun auf mich zukommt, und alles lief automatisch. Ich habe versucht, alles, was ich kontrollieren konnte, auch tatsächlich zu kontrollieren. Das führte mich letztendlich zum Erfolg. Die Nervosität war definitiv vorhanden, aber in einem gesunden Mass.
Wie hast du dich am Testtag gefühlt?
Wie bereits erwähnt, war ich nervös, aber gleichzeitig auch bereit – und zwar wirklich bereit. Ich wusste, dass ich viele Stunden in diesen Tag investiert hatte. Diese Stunden gaben mir Sicherheit und mein Selbstvertrauen war hoch. Ich wusste, dass mich nichts mehr aufhalten konnte und dass ich bis zu diesem Tag mein Bestes gegeben hatte. Daher würde ich keine Reue empfinden, unabhängig davon, ob das Ergebnis letztendlich positiv oder negativ ausfallen würde. Es gab für mich aber keinen Plan B: ich musste an diesem Tag endlich bestehen.
Was soll man bei einem Aussetzer (Blackout) machen?
Ich habe zwar keine Erfahrung, aber es kann dennoch hilfreich sein, zwischendurch einen Moment in die Ferne zu schauen oder die Augen zu schliessen. Mache eine kurze Pause und meditiere oder versuche etwas zu tun, was dich beruhigt. Es kann sich lohnen, ein paar Minuten dafür zu investieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du dadurch anschliessend mehr Punkte erzielen wirst, als wenn du es nicht getan hättest.
Wie fandest du das Warten auf das Testergebnis?
Bei beiden Gelegenheiten war es ziemlich angenehm, da ich danach direkt in den Urlaub ging oder arbeitete. Ich hatte definitiv genug Ablenkung und es war nicht so schlimm. Wie jeder andere war ich jedoch am meisten aufgeregt in der Woche, in der das Ergebnis eintreffen sollte.
Wie geht man damit um, wenn man den Test nicht besteht?
Definitiv solltest du dir Zeit nehmen, um alles sacken zu lassen, bevor du eine rationale Entscheidung triffst. Diese Momente können häufig dazu führen, dass wir langfristige Entscheidungen basierend auf kurzfristigen Emotionen treffen. Übernimm Verantwortung, akzeptiere dein Ergebnis und versuche es entweder noch einmal, aber dieses Mal besser, oder lasse es ganz sein.
Wie läuft dein Medizinstudium?
Es läuft super! Es macht meistens viel Spass und es ist ein Studium, das zu mir passt und viele lehrreiche Momente bietet. Aus meiner Sicht ist es sehr zu empfehlen.
Wie kommt man von 80% auf 100%?
Als allererstes muss man die Entscheidung treffen, überhaupt zu den Besten gehören zu wollen. Der Rest sollte klar sein. Jeder weiss es eigentlich. Es gibt keine grossen Geheimnisse.
Man kennt dich jetzt auch als NC Doctor? Was hat es damit auf sich?
Ich habe mir nach dem EMS überlegt, wie ich das viele gelernte weitergeben kann, um anderen das Ziel, Medizin zu studieren, zu ermöglichen.
Daher habe ich einen Coaching und einen Kurs entwickelt, in dem ich all mein Wissen und alle meine Erfahrungen teile.
Falls du neugierig geworden bist und mehr erfahren möchtest, besuche mich gerne auf meiner Website oder auf Instagram unter dem Namen @nc.doctor. Ich stehe dir dort auch für alle Fragen zur Verfügung. Ich freue mich darauf, dir dabei zu helfen, deine Ziele zu erreichen.